ANETA KAJZER CONRADS 10/2019

ANETA KAJZER
TANZ AUF DER LEINWAND
26/10-15/12/2019

 

ANETA KAJZER
Tanz auf der Leinwand
26/10–15/12/2019

Der kubanische Cha-Cha-Cha ist geprägt von Hüftbewegungen, die von dem Tanzpaar sanft eingeleitet werden und in den titelgebenden Dreierschritt münden. Die kontinuierliche Wiederholung dieser Schrittfolge führt zu einem Spiel aus geschlossenen und offenen Figuren. Mal sind sich die Tanzenden ganz nahe, und im nächsten Augenblick lösen sie sich voneinander.
Betrachtet man die Gemaälde von Aneta Kajzer, erkennt man ein aähnliches Wechselspiel. Ihre Malerei beruht zwar nicht auf einer vordefinierten Schrittfolge, doch scheint ihre Technik in gleicher Weise die Grenzen zwischen Geschlossenheit und Offenheit zu verwischen wie es der Cha-Cha-Cha tut. Während die Tanzschritte bei Kajzer variieren, bleibt der Anfang immer gleich: In einem intuitiven Prozess beginnt sie mit schnellen Farbsetzungen die Leinwand zu füllen und tastet sich mittels erster Bewegungen nach und nach an ihre Motive heran. Ihre Gemälde unterliegen keiner vorgefertigten Idee, sondern jeder Pinselstrich wird durch den vorherigen eingeleitet. Eins, zwei, Cha-Cha-Cha. Diese Bewegung ist immer eine Reaktion auf das, was Kajzer im Bildraum vorfindet. Waehrend einige Setzungen konkrete Assoziationen hervorrufen, die die Kuenstlerin zu Figuren ausarbeitet, malt sie in anderen Faellen mehrmals über die urspruengliche Flaeche bis diese vollstaendig negiert ist und ein neuer Bildraum entsteht. Ihre Technik scheint sich der traditionellen Kategorisierung von abstrakter und gegenständlicher Malerei widersetzen zu wollen.
Auf gleiche Weise verhält es sich mit den Motiven, die nie nur eine einzige Deutung für sich beanspruchen, sondern von einem Wechselspiel der Gegensätze geprägt sind. Kajzer Bilder tanzen zwischen Ernsthaftigkeit und Humor, zwischen klischierten Schönheitsvorstellungen und dem Mut zur Hässlichkeit. Während der Spitzentanz für gewöhnlich Eleganz und Grazie ausstrahlt, scheint das Gemälde Ballerina (2017) sich dieser Vorstellung zu entziehen. Die dargestellten Spitzenschuhe sind wulstig und erstrecken sich nahezu über die gesamte Leinwand. Statt mühelosem Tippeln scheint vielmehr ein kräftiges Stampfen dargestellt zu sein. Eine Bewegung des Protests. Gegen das konservative Frauenbild, das durch die Figur der Ballerina und insbesondere den Spitzentanz erzeugt wurde. Aber auch gegen die tradierten Vorstellungen von Malerei. Die Arbeiten von Aneta Kajzer entziehen sich normativen Bildvorstellungen. Ihre Malerei ist ein selbstbestimmter Tanz, der seinem eigenen Rhythmus folgt, doch stets im Takt bleibt.

Text: Carina Bukuts

ANETA KAJZER<br>Conrads 2019
ANETA KAJZER<br>Conrads 2019
ANETA KAJZER<br>Conrads 2019
ANETA KAJZER<br>Conrads 2019
ANETA KAJZER<br>Conrads 2019
ANETA KAJZER<br>Conrads 2019
ANETA KAJZER<br>Conrads 2019
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