YANG JIECHANG
04/09/–17/10/2010

 

1956 in Foshan geboren, erlernte er zunächst ganz klassisch Kalligraphie und Tuschmalerei an der Kunstakademie von Kanton, an der er im Anschluss von 1982-1988 lehrte. Als intimer Kenner der chinesischen Kunstgeschichte veröffentlichte er zu dem Texte zum Verhältnis von Tradition, Kunst und Politik.

Von der kritischen chinesischen Avantgarde der Achtziger Jahre wurden traditionelle Werktechniken zumeist in Frage und dann ganz eingestellt. Anders Yang Jiechang, er verwendet Tuschmalerei, die er meisterhaft beherrscht, weiterhin, geht aber mit seinen lyrisch abstrakten oder ästhetisch widerspenstigen Bildern radikal neue Wege und setzte damit wesentliche Akzente in der chinesischen Avantgarde jener Jahre. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch sein umfangreiches und vielgestaltiges Werk, das darüber hinaus Video, Performance und Installation einschließt. In dieser Zeit beginnt auch seine andauernde Beschäftigung mit dem TAO, auf dem sein Verständnis der untrennbaren Einheit von Leben und Werk basiert.

Ende der Achtziger Jahre verlässt er wie so viele Künstler seiner Generation China und lebt seitdem mit seiner deutschen Frau, der Kunsthistorikerin Martina Köppel und den gemeinsamen Kindern in Paris. Er teilt sich dort mit dem algerischen Künstler Adel Abdessemed ein Atelierhaus. Sein auf keinen Stil und kein Medium festzulegendes Werk ist Ausdruck und Ergebnis steter Infragestellung und Neudefinition der eigenen Identität im Kontext der unterschiedlichen Kulturen, denen Yang Jiechang mit großer Offenheit und ausgeprägtem Selbstbewusstsein begegnet. Vielsprachigkeit innerhalb der eigenen Familie ist für ihn eine selbstverständliche Gegebenheit seines kosmopolitischen Lebens. Sprachen als Ausdruck kultureller Zugehörigkeit in Form vielsprachiger Statements bereichern seine Bilder, die zuweilen bissig ironisch oder aber anteilnehmend Themen aus Kunst und Zeitgeschehen kommentieren. Sein stilistisches Spektrum ist breit, es reicht von Realismus bis Abstraktion. Sprache ist ebenso Element in den Installationen und Teil der konzeptuellen Arbeiten. Die Befragung der eigenen Identität manifestiert sich auch immer wieder in provozierenden Selbstportraits.

In seinen Performances setzt Yang Jiechang seinen Körper Grenzerfahrungen aus, um den Bedingungen der eigenen Existenz näher zukommen. In aktuellen Arbeiten verwendet er Fragmente des menschlichen Skeletts aus blauweißem Ming-Porzellan, die massenhaft in speziellen gestapelten Laden präsentiert werden. In der Galerieausstellung wird neben einer Videoarbeit und neuen Bildern eine Arbeit ähnlich der raumfüllenden Installation mit dem Titel >Underground Flowers< (s. Bild) sein, die 2009 auf der Biennale von Lyon für Aufsehen sorgte. Diese poetische Arbeit entstand in Erinnerung an das Tian’anmen-Massaker, der gewaltsamen Beendigung des Protests der studentischen Demokratiebewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens durch das Militär im Juni 1989.

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