NINA LAMIEL BRUCHHAUS
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ARTISTS’ STATEMENT
Über meine Arbeitsweise
Ich begreife Kunst als eine forschende Tätigkeit, die sich aus zweierlei zusammen setzt: mir, als einem mit den Sinnen wahrnehmenden, erlebenden und fühlenden Lebewesen auf der einen Seite und der malerischen Praxis auf der anderen. Malerei übe ich im Sinne von „thinking trough making“ aus. Ich möchte all das Mögliche und Unmögliche auf dem Spielfeld der Leinwand erforschen. Ausgangspunkt ist die transgenerationale Traumatisierung in meiner Ursprungsfamilie. Referenzen zum Feminismus und den Gender Studies, Geschichte und Soziologie entwickeln sich daraus ganz von selbst.
Meine große Naturverbundenheit bringt mich auf den Weg zur Beschäftigung mit Natur-Mythologie, wie sie beispielsweise in der japanischen Shinto-Religion zu finden ist. Inspiriert von dieser entwickele ich poetisch-metaphorische Motive.
Die der Malerei inhärente Stofflichkeit setze ich der Digitalisierung entgegen. Das malerische Vokabular hilft mir das auszudrücken, worüber zu sprechen es mir an Worten fehlt.
Durch ihre Langsamkeit ist Malerei aktuell hochpolitisch und bildet einen Kontrast zur Schnelllebigkeit unserer spätkapitalistischen Gesellschaft. Durch ihre Einzigartigkeit ist sie wertvoll und körperlich erfahrbar. Sie spricht den ganzen Körper an und kann nur in der direkten Begegnung voll erfasst und erlebt werden. Ich habe mich deshalb für dieses Medium entschieden, weil es meiner Meinung nach den größten Gegenpol zur digitalen Welt darstellt und in sich selbst eine große Ausdruckskraft besitzt. Hinzu kommt die Leidenschaft für Farben und der Drang, die scheinbar unendlichen Möglichkeiten auf der Leinwand zu erkunden.
Inhaltlich spielen die übergreifenden Themen Nachhaltigkeit, Spiritualität und Feminismus die Hauptrolle in meiner Arbeit. Ich sehe diese Themenblöcke als zusammenhängend an. In all meinen Arbeiten geht es um die Abkehr von übermäßiger Rationalität und dem dualistischen Denken der westlichen Moderne. Eine Haltung, die sich mehr der Intuition und der Naturromantik zuwendet, ist für mich wichtig. Die Hierarchie von Körper, Geist oder Seele lehne ich ab. Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Körperlichkeit und Sinnlichkeit eine große Rolle spielen. Weiblichkeit wird nicht als Schwäche, sondern als Stärke gesehen. Verletzlichkeit, Zärtlichkeit, Poesie als Möglichkeiten der Erneuerung und des Fortschritts hin zu einer gerechteren, nachhaltigen Welt für alle Lebewesen.
Das utopische Potenzial meiner Arbeit liegt in ihrer Hinwendung zum Irdischen. Nach Bruno Latour kann eine neue Erdung den Menschen zu seinen natürlichen Ursprüngen zurückführen. Vielleicht die einzige Möglichkeit, das Überleben auf unserem Planeten langfristig zu sichern.
Die Myzelien und das Pilzgeflecht haben in den letzten Monaten an Bedeutung für mich gewonnen und tauschen in den Arbeiten als abstrakte oder konkrete Bildmotive auf. Als Metapher für transgenerationale Vererbungen und das Hervortreten von Dingen aus dem Unterbewusstsein, stehen sie für mich auch für gesellschaftliche Umwandlungsprozesse, denen wir in unserer Zeit gegenüberstehen.
Hilma Af Klint, Jennifer Packer, Karel Appel, Ana Mendieta oder auch Casper David Friedrich sind Künstlerinnen die mich auf der Suche hin zu meiner eigenen Form-Sprache in der Malerei begleitet und inspiriert haben, um eine kleine Auswahl zu nennen. Ich versuche bei meiner Recherche eine eurozentristisch, männlich dominierte Kunstgeschichte zu umgehen oder zumindest mir einen weiteren Blick auf diese anzueignen.
Nina Lamiel Bruchhaus (2022)
Vibrant Gloom, 2020
Öl, Ölkreide, Pigmente, Leimfarbe auf Nessel
175 x 150 cm
Down by the River, 2021
Öl, Ölkreide, Pigmente, Leimfarbe auf Leinen
200 x 150 cm
Brook and chimney red underwood, 2022
Öl, Ölkreide, Pigmente, Leimfarbe auf Nessel
100 x 100 cm