MONIKA BRANDMEIER
Seit Anfang der 80er Jahre arbeite ich an Zeichnungen und Skulpturen, die klar und reduziert anmuten und doch wenig mit minimalistischen Positionen zu tun haben. Vielmehr folgen sie der Idee eines poetisch organisierten Raums und einem subjektiven Konzeptualismus. Die Stücke argumentieren dabei ganz und gar mit ihrer Unmittelbarkeit, und seltsamerweise ist es gerade dieser Verzicht auf externe Referenzen und Quellen, die die Arbeiten zunächst so unzugänglich, befremdlich und wohl auch verschwiegen machen.
Als „Sachverhalte“ verstehe ich meine Arbeiten, die nüchtern von ihrer physischen Präsenz und damit auch der Präsenz des Betrachters handeln.In den Arbeiten sind es vor allem Widersprüche, die inszeniert und gegeneinander ausgespielt werden, gegenläufige Kräfte, die innerhalb der räumlichen Gefüge den leeren Raum durchkreuzen und ihre Spannungen ausgetragen. So wie in den Zeichnungen Bewegung und Überlegung zusammenfinden, so erfährt der Betrachter die Arbeit im Anschauen und versteht sie nur im Nachvollziehen der Konstruktionen. Es ist der Blick des Betrachters, den sie in ihren Rahmen gefangen nehmen. Denn „der Wunsch“ – so heißt es in einer Arbeit – „der Wunsch ist auch nur eine Richtung wie der Blick, und alles Sehnen schließlich geometrisch“. Monika Brandmeier 2009
Monika Brandmeier: Bilder und Blicke
Die Arbeiten Monika Brandmeiers sind präzise, sie bestechen nicht durch plakative Ästhetik, nicht durch eine weit ausholende inhaltliche Geste oder rhetorische Eleganz. Sie berichten nichts, was außerhalb ihrer selbst angesiedelt ist und erschließen sich dennoch erst auf den zweiten und dritten Blick. In ihrer Unmittelbarkeit und Klarheit hinterfragen Brandmeiers Installationen, Zeichnungen, Fotografien und Videoarbeiten die tradierte, kontextgebundene Sehkultur und stellen das „Ding“ auf den Boden seiner eigenen formal-ästhetischen Tatsachen zurück. „Ich will bestimmte Stücke herstellen, weil ich sie noch nicht gesehen habe. Ich will sie machen, damit es sie gibt.“ Brandmeiers Zugriff auf die Wirklichkeit ist spielerisch-kombinatorisch, entsprechend auch ihre Wahl der Materialien. Über Plexiglas und Reißverschlüsse, über Styropor und Aluminium bis zu Brotrinden und Haarbüscheln scheint sie die gegenständliche Welt in ihrer sinnlichen Komplexität ausmessen zu wollen. Makrokosmos und Mikrokosmos tauschen dabei nicht selten die Perspektive. Die Installationen der Künstlerin sind kompositorische Setzungen im Raum; sie erproben Blickrichtungen und Beziehungsachsen, erforschen Territorien und erzeugen Brüche. Raum – mathematisch gedacht als ein lineares Vektorengebilde – macht die Linie selbst zum Raum, der eine Fläche umschreibt. Volumen ist dann nicht mehr Masse, sondern Leere. Hier wird verständlich, warum die Gattungsgrenzen von Brandmeiers Arbeiten so durchlässig und für die Raumrecherche nicht von Bedeutung sind. (...)
Text: Anne Haun